Rechtsradikal, rechtsextrem, neonazistisch oder neofaschistisch. Diese Begriffe werden am häufigsten verwendet, wenn die rechte Szene benannt werden soll.

Das rechte Spektrum — auch in Rheinland-Pfalz — besteht derzeit aus einer Vielzahl unterschiedlich großer Gruppierungen ohne einheitliche Organisation und Struktur. Parteienverbände, Kameradschaften und Autonome Nationale haben zwar unterschiedliche ideologische Schwerpunkte, agieren aber oft gemeinsam — je nachdem, an welchem Punkt gerade die Überschneidungen am stärksten sind.

Das macht — abgesehen von festen Parteienstrukturen - die rechte Szene oft unüberschaubar und diffus. Wir versuchen dennoch, einen Überblick über sie zu geben:

Die Zersplitterung der Szene mindert nicht das Gefahrenpotenzial, das von diesen Gruppen ausgeht, sondern macht sie im Gegenteil flexibel, so dass sie auf verschiedene Trends reagieren können. Durch solche Grauzonen, solche Überschneidungen mit subkulturellen Phänomenen ergeben sich immer wieder neue Potenziale, die von Neonazis aufgegriffen bzw. erweitert werden können. Damit ist im „jugendpolitischen Alltag“ oft schwer umzugehen.

Wie reagiert man z.B., wenn im Jugenzentrum Rechtsrock gespielt wird, auf der Dark-Wave-Party SS-Runen und Nazisymbolik zur Schau gestellt werden, der Neuzugang in der Pfadfindergruppe im Zeichen des Umweltschutzes vom deutschen Wald zu Blut und Boden-Metaphern übergeht oder mit einfachen, biologistischen Welterklärungen beeindruckt? Wenn Militärfreaks im Sportverein Nazigeneräle und Kriegsverbrecher hochleben lassen oder bei LAN-Partys Spiele mit antisemitischen Inhalten unerwartete Bündnisse zwischen deutschen und migrantischen Jugendlichen entstehen lassen?

Für solche Situationen gibt es natürlich kein Patentrezept. Die Gründe, weshalb Jugendliche Vorurteile, rechtes oder rechtsextremes Gedankengut aufgreifen, sind vielfältig. Von der sozialen Situation und Perspektivlosigkeit bis zum familären und privaten Frust ist Vieles denkbar.

So müssen auch die Reaktionen darauf vielfältig ausfallen. Ob man zunächst allein das Gespräch mit Einzelnen sucht, eine Diskussion in der Gruppe organisiert, Eltern und Schule informiert und gemeinsam Maßnahmen koordiniert, ein Beratungsteam einlädt, Begegnungen, Austauschprogramme oder Parties mit multikulturellen, antirassistischen Inhalten organisiert oder, oder, oder... ist vom Einzelfall abhängig.

Eines trifft aber in jedem Fall zu: Gehandelt werden muss. Ignorieren, Dulden und Schweigen ist keine Lösung.